Lügengedicht
Nun denk mal einer bloß, was ich sah,
gar seltsames aus Phantasia.
Ich erzähl`s, jede Wette,
was nicht sein darf, wäre, hätte.
Da war ein kleiner Regenwurm,
der flog mit seinen großen Flügeln
von China in die Mongolei
und verkaufte dort an die Menschen
Hirsebrei.
Von Radio Eriwan wurde gerade mitgeteilt,
dass er soeben im Schneegestöber,
bei allerschönstem Sonnenschein,
auf zwei (als Skier bezeichneten) Brettern flog
- hin zum Meer,
doch lang ist`s her.
Am Meer ging der Wurm auf die Jagd
und trieb die Fische,
die freudig ihre vier Beine unter ihre Arme nahmen,
aus der See,
nun liegt er braungebrannt
am sonnigheißen Strand im Schnee.
Und ist diese kurze Geschichte auch nicht wahr
und alles gelogen,
wer`s dennoch nicht glaubt
hat sich um die Lüge selbst betrogen.
Denn wer der Lüge die Wahrheit abspricht,
bekommt halt die Unwahrheit nicht.
Und wird diese Mahnung nun auch im Wind verhallen,
so löst diese Geschichte sich doch auf in Wohlgefallen.
Pierre Sens
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