"Da war ich schon eine Weile Klabautermann auf der Passat, da hatten alle Klabautermänner, die die sieben
Weltmeere befuhren, zu einer "Jahresversammlung" auf die Cutty Sark, welche in dieser Zeit im Londoner Hafen lag,
geladen. Die "Jahresversammlung der Klabautermänner"
findet nach Menschenzeitrechnung jedoch
nur alle 100 Jahre statt."
"Nur alle hundert Jahre? Mann, da mußtet ihr aber immer lange warten, bis ihr
euch wiedergetroffen habt. " bedauerte ich den Captain William Kidd und die anderen Klabautermänner.
"Ja, ja,
da vergeht viel Zeit zwischen den einzelnen Festen und die letzte liegt schon mehr als fünfzig Jahre zurück. Zu jener Zeit
waren sehr viele Klabautermänner aus England und Schottland (wie ich) zugegen, daneben Spanier, Franzosen, auch waren Schweden
dabei. Ja, war das ein Getöse auf unserem Hauptschiff, der Cutty Sark, ein Stimmengewirr, ein Gebrabbel und Gesabbel, weil alle
sich so viel zu erzählen hatten und der Rum tat hier sein übriges. Es wurde gepoltert und auf Holz geklopft, gelacht und
getanzt, gegessen und getrunken und als alle schon ordentlich beschwipst waren, sangen sie schließlich noch zusammen das
Klabautermannlied. Die Engländer machten dabei den Chor und sangen als Refrain immer:
"Hey Ho and Ho Ho Hey".
Ich sang an dem Abend den Haupttext vor. Es sollte mir als übelster Piratenkapitän (der ich ja eigentlich doch nie gewesen bin)
eine Ehre sein, den heutigen Vorsänger hier abzugeben."
Da drehte sich der Klabautermann dreimal ganz schnell um
seine eigene Achse um
Captain Kidd:
"Hey Ho - ich bin der Klabautermann
und stecke mir
gerne mal eine Zigarre an."
Chor der englischen Klabautermänner:
"Hey Ho and Ho Ho Hey".
Captain Kidd:
"Hey Ho - du armer Wicht,
von deinem Kapitän
kriegst du die Heuer nicht"
Chor der englischen Klabautermänner:
"Hey Ho and Ho Ho Hey".
Captain Kidd:
"Hey Ho - ich bin der Klabautermann,
der Rum der hat`s mir immer schon
sehr angetan."
Chor der englischen Klabautermänner:
"Hey Ho and Ho Ho Hey".
Captain Kidd:
"Hey Ho - hat das Schiff ein Leck,
so klopfe ich,
bis der Zimmermann es deckt."
Chor der englischen Klabautermänner:
"Hey Ho and Ho Ho Hey".
Captain Kidd:
"Hey Ho - Mast und Schotbruch dort,
dem Matrosen läuft
seine Liebe fort. "
Chor der englischen Klabautermänner:
"Hey Ho and Ho Ho Hey".
Captain Kidd:
"Hey Ho - `ne Truhe voll Geld,
hab` ich oben
auf dem Mastkorb gestellt."
Chor der englischen Klabautermänner:
"Hey Ho and Ho Ho Hey"
Captain Kidd:
"Hey Ho - gib nur acht das du mich nicht siehst,
denn dann bald kein Wasser mehr
unter deines Schiffes Kiel mehr fließt."
Chor der englischen Klabautermänner:
"Hey Ho and Ho Ho Hey".
Captain Kidd:
"Hey Ho - ich bin der Klabautermann
und zeige dir rechtzeitig
den Schiffsuntergang an."
Chor der englischen Klabautermänner:
"Hey Ho and Ho Ho Hey".
Captain Kidd:
"Hey ho - hey ho- Hey ho."
Chor der englischen Klabautermänner:
"Hey Ho - Hey Ho - Hey Hooooo.......".
"Dann gab es einen Wettbewerb," erzählte Captain William Kidd nach kurzer Pause weiter "indem die Klabautermänner ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen mußten. Jeder Freiwillige, der an dem Wettbewerb teilnehmen wollte, hatte ein Loch abzudichten. Mit einer Axt schlug der Klabautermannvorsitzende ein Loch in die Wand der Cutty Sark, woraufhin auch gleich Wasser eindrang. Und dann ging es auch schon los, das Gehämmere und Gezimmere. Unter Gejohle, Gelächter und Hurra-Rufen schaffte es der erste Klabautermann in Windeseile, das Loch zu schließen. Während die nächsten an der Reihe waren - jedesmal wurde dazu mit der Axt ein Loch in die Außenwand geschlagen -, fing auch schon bereits der nächste Wettkampf an, ohne das bereits der erste Wettkampf beendet gewesen wäre. Hier waren die Stärksten und Wendigsten der Klabautermänner gefragt, denn es galt schwere Kisten die aufeinandergestapelt waren, von der einen Seite auf die andere Seite des Schiffes umzuladen. Der schnellste sollte der Gewinner sein. War das ein Durcheinander! Während die zuschauenden Klabautermänner ein Höllenlärm mit Pfiffen, Gesang und Zwischenrufen machten, polterten die ersten Kisten schon durch den Raum, vorbei an den zimmernden Klabautermännern, die alle Hände voll zu tun hatten, ihre Löcher abzudichten. Inzwischen war der ganze Fußboden schon voll Wasser, so daß jeder Schritt den einer hier machte, ein lautes Geplatsche hervorrief. Und bei jeder Gelegenheit prosteten sich die Klabautermänner zu, die daraufhin einen großen Schluck Guiness-Bier aus ihren Gläsern nahmen. Da begann dann mittendrin der dritte Wettbewerb. Wer am besten nach irischer Volksmusik tanzen kann, so jedenfalls war das Wettbewerbsmotto. Und da ging dann nun endgültig die Post ab. Da ergriff dann der eine Klabautermann seinen nächsten Nachbarn, zerrte ihn auf die Tanzfläche und fegte mit ihm so übers Parkett, daß es eine Freude war ihnen zuzusehen. Einige Klabautermänner mit irischen Dudelsäcken, heizten ihre Leute ganz schön dabei ein. Da flogen die Beine nur so hoch im Saal und überall war Gelächter und Geschrei. Es wurde mittlerweile an Bord jetzt nur noch getanzt, gelacht, gehämmert gepoltert und gesungen, bis auch der letzte Klabautermann es nicht mehr auf seinem Hocker aushielt und kräftig mitmischte. So ging das bis weit nach Mitternacht.
Ach ja, bevor ich es vergesse, die Gewinner der Wettkämpfe bekamen alle ein kleines Fäßchen mit bestem shottischen Highland-Wiskey. Da waren sie sehr zufrieden mit. Klabautermänner sind eben auch sehr bescheiden. "
So sich zum Schluß mit der Bescheidenheit eines Klabautermannes rühmend, beendete Captain William Kidd seine Erzählung über das Klabautermanntreffen auf der Cutty Sark.