"Auf so einem Klabautermanntreffen möchte ich auch mal dabei sein." gab ich dem Klabautermann zu
verstehen.
"Dann müßtest du aber selber schon ein Klabautermann werden. Bleibe aber besser wie du bist,
denn ein Honigschlecken ist das nicht...."
Weiter kam der Klabautermann nicht. Im Gang hörten wir meine Mutter
meinen Namen rufen:
"Fritz, bist du hier? Fritz! So melde dich doch. Fri..itz!!!"
"Oh, ich muß
jetzt gehen." und ohne noch weiter an den Klabautermann zu denken, sprang ich von meinem Platz hoch und rannte zur Tür.
"Halt! Stop!" rief er mir zu
"Sag` dem Klabautermann: "Auf Wiedersehen"!"
"Auf Wiedersehen, Klabautermann! Danke für die netten Geschichten. Ich werde bestimmt einmal wiederkommen und dann kannst
du mir noch mehr Geschichten aus deinem Leben erzählen. Tschüß!"
Schnell machte ich die Kajütentüre
auf und rief in den Gang hinein: "Hier Mutti, hier bin ich! Hier!"
"Ja Fritz, wo treibst du dich denn `rum,
wir suchen dich schon auf dem ganzen Schiff. Du machst uns aber Sorgen." sagte sie mir vorwurfsvoll, aber mit großer
Erleichterung mich endlich gefunden zu haben.
"Aber Mama, um mich brauchst du dir doch keine Sorgen zu machen. Ich hatte
mich hier unten nur ein wenig ausgeruht, weil das alles für mich so langweilig war, da bin ich dann ein wenig eingenickt und habe halt
ein paar Minuten geschlafen." schwindelte ich meiner Mutter nun vor.
"Dann mal los, wir sind schon die letzten
Gäste hier auf dem Schiff. Papa wartet schon ganz ungeduldig auf dem Deck." da nahm sie mich an die Hand, damit ich nicht wieder
verloren ging, und wir stiegen schnell die Treppen nach oben aufs Deck hinauf. Papa hat auch nicht geschimpft, er sagte nur erleichtert:
"Da bist du ja endlich!" und wir gingen von Bord und zum Auto. Wehmütig drehte ich mich zur Passat um, wohlwissend,
das an Bord der Klabautermann jetzt wieder alleine ist. Ich glaube, er mochte mich. Bestimmt hätte er niemand anderen die Geschichten
erzählt. Als wir endlich im Auto waren und zurück zum Hotel fuhren, sagte ich meinen Eltern:
"Mama, Papa, ich habe auf dem
Schiff den Klabautermann gesehen."
"Ja mein Junge; im Schlaf kann man so manch seltsame Dinge träumen.
"
"Aber Mama, ich habe ihn wirklich gesehen."
"Ach Fritz mein Junge, wo hast du nun
schon wieder so ein Hirngespinst her? Träume und Wirklichkeit muß man immer auseinanderhalten können. Und du hast nur
geträumt. Es gibt keinen Klabautermann, das ist doch nur ein Märchen - einfach Seemannsgarn. Sei aber jetzt ruhig, Papa ist
schon müde und muß sich beim fahren sehr konzentrieren, er kennt die Strecke ja nicht so genau."
Ich wagte
nicht zu protestieren und dachte über den seltsamen Klabautermann nach. Doch bald schlief ich ein und träumte weiter von
Seeungeheuern, Klabautermännern und anderen Schiffsgespenstern. Und während ich träumend durch Lübecks Straßen
fuhr, sang für sich alleine der Klabautermann, irgendwo unten in einer Kajüte auf der Viermastbark Passat, ein sehnsuchtsvolles
und voller Fernweh leidendes Seemannslied, wie es eigentlich nur ein junger Matrose hätte singen können, der schon zu lange an
Land war und endlich wieder aufs Meer hinaus wollte, um in der Ferne sein Glück zu suchen.
Ich hab` in Lübeck ein altes Schiff gesehen,
mit vier Masten,
das war so schön,
das war wunderschön.
Die Segel waren weiß wie Schnee,
so schön,
so wunderschön.
Oh alte Passat,
wann stichst du wieder in See,
ich steh` mit`m Seesack am Kai
und habe Fernweh.
Da habe ich im Traum den Captain gesehen,
mit blauem Jackett,
das war so schön,
das war wunderschön.
Mit funkelnden Knöpfen aus Gold,
so schön,
so wunderschön.
Oh alte Passat,
wann stichst du wieder in See,
ich steh` mit`m Seesack am Kai
und habe Fernweh.
Und die Matrosen kamen im Ausgehgewand,
jeder mit seinem Deern an der Hand,
oh die waren so schön,
oh die waren wunderschön.
Zum Abschied küßten sie ihre Matrosen sehr,
so schön,
so wunderschön.
Oh alte Passat,
wann stichst du wieder in See,
ich steh` mit`m Seesack am Kai
und habe Fernweh.
Der Wind blies das Schiff auf`s ferne Meer,
und alle Segel waren gesetzt,
das war anzusehen so schön,
das war wunderschön.
Jedermann gab sein Bestes dafür her,
so ist das schön,
ja wunderschön.
Oh alte Passat,
wann stichst du wieder in See,
ich steh` mit`m Seesack am Kai
und habe Fernweh.
Da erscholl aus aller Munde ein Seemannslied,
von Liebe und Fernweh,
das war sehr schön,
das war wunderschön.
Funkelnd liegt die Passat nun auf dem weiten Meer,
so traumhaft schön,
so wunderschön.
Oh alte Passat,
immer wieder steche ich im Traum mit dir in See,
ich will nicht länger steh`n mit`m Seesack am Kai
denn ich habe Fernweh,
so fürchterlich Fernweh,
so wunderschön.
Des Seemanns Lebenselexier
Ho up - ho up - ho up,
hievt hoch den Rum
und hievt das Faß,
hievt
hoch den Wein
ein roter soll darunter sein,
hievt ihn schnell,
denn nach rot kommt hell,
bald schütten wir uns einen
ein.
Ho up - ho up - ho up,
es bricht das Faß,
es fließt vorbei
über dem Rum der rote Wein,
so
soll`s nicht sein;
oh fangt ihn auf
und bringt ihn zu uns wieder rauf,
davon schütten wir uns dann einen ein.
Ho
up - ho up - ho up,
es fließt vom Rhein
manchmal Rum in die Nordsee rein,
doch diesen Schluck lassen wir an uns vorbei,
wir segeln nämlich in die Mongolei,
dort gibt es Reiswein und Strohrum
und da wir sind ja nicht dumm
schütten wir
uns davon einen ein.
Ho up - ho up - ho up,
das segeln macht uns Spaß
doch ohne Rum uns das Meer nicht mag,
darum
schenken wir uns manchmal einen ein,
neben Rum auch schon mal Wein,
denn dies ist des Seemanns Lebenselexier,
sonst bleibt er im
Hafen steh`n am Pier,
das dies nicht geschieht, darauf schütten wir uns jetzt einen ein.
Ho up - ho up - hooo oooh
uuuuuuuppp.
*
BonnyOh ho Bonny,
auf dem Meer reitest du auf den Wellen
und Zuhause auf einem blondgeschopften Ponny;
oh ho Bonny.
Als Seemann warst du wunderbar,
kennst Asien und ganz Afrika,
kennst Rio und Hawai,
selbst in Istanbul schautest du mal vorbei,
oh ho Bonny.
Oh ho Bonny,
auf dem Meer reitest du auf den Wellen
und Zuhause auf einem blondgeschopften Ponny;
oh ho Bonny.
Gesegelt bist du von Ost nach West,
kennst Bombay und Shanghai
und sonst auch von der Welt den Rest,
warst überall mit dabei;
oh ho Bonny.
Oh ho Bonny,
auf dem Meer reitest du auf den Wellen
und Zuhause auf einem blondgeschopften Ponny;
oh ho Bonny.
In Marokko suchtest du den Sultan,
in Tunis auf dem Basar zum würzen Safran,
in Rußland kochtest du einerlei,
doch ich war niemals mit dabei,
oh ho Bonny.
Oh ho Bonny,
auf dem Meer reitest du auf den Wellen
und Zuhause auf einem blondgeschopften Ponny;
oh ho Bonny.
Der Wind trieb dich eines Tages von uns fort,
keiner weiß seitdem wo du bist, an welchem Ort,
niemals siehst du mehr bei uns vorbei,
wir fragen uns wo du bist,
ach übrigens, dich sucht hier jetzt auch die Polizei,
oh ho Bonnyyyyyyy.